In diesem Übersichtsartikel erfährst du, welche psychotherapeutischen Verfahren es gibt. Wenn du dich für spezielle Verfahren stärker interessierst, kannst du bald auf ausführlichere Artikel zugreifen.

    Psychische Gesundheitsprobleme können sich vielfältig äußern. Meist sind es länger anhaltende Störungen des Denkens, Wahrnehmens, Handelns, Erlebens und der Stimmung, unter denen eine Person leidet. Wenn du näheres dazu erfahren möchtest, kannst du hier nachlesen. Falls du unter psychischen Problemen leidest und diese nicht allein bewältigen kannst, solltest du dich – genau wie bei körperlichen Erkrankungen – nicht scheuen, professionelle Hilfe aufzusuchen. Dabei können dein Hausarzt oder deine Hausärztin sowie Beratungsstellen erste Orientierung bieten.1 Diese verweisen dich oft zu einem Psychiater oder einer Psychiaterin – Mediziner:innen mit einer fachärztlichen Zusatzausbildung. Wenn schließlich nach Ausschluss einer körperlichen Erkrankung eine psychische Störung diagnostiziert wird, gibt es verschiedene Behandlungsmöglichkeiten.

    Neben unterschiedlichen Medikamenten ist eine Psychotherapie häufig das Mittel der Wahl. Je nach Art der psychischen Störung können unterschiedliche Kombinationen aus Medikamenten und Psychotherapie geeignet sein. Psychotherapie ist ein Oberbegriff für verschiedene Verfahren, die zur Behandlung von psychischen Störungen eingesetzt werden. Ihre Gemeinsamkeit ist, dass sie über das persönliche Gespräch erfolgen und durch verschiedene Methoden und Techniken ergänzt werden. Essenziell für eine erfolgreiche Psychotherapie ist eine vertrauensvolle Beziehung zwischen Patient:in und Therapeut:in und die Absprache von Zielen und Erwartungen. Wenn man sich als Patient:in wohlfühlt und es nach einem Kennenlernen zu einer Behandlung kommt, kann das eigene Erleben und Verhalten in einem geschützten Rahmen besprochen, wiedererlebt und überdacht werden. In manchen Verfahren können Verhaltensweisen auch ausprobiert werden. 2 Darüber hinaus ist es wichtig zu verstehen, dass der oder die Betroffene eine hohe Eigenverantwortung behält. Denn die Behandlung psychischer Störungen ist vor allem Arbeit an sich selbst. Dies steht im Gegensatz zu vielen körperlichen Erkrankungen – wie einem komplizierten Knochenbruch, den ein Chirurg innerhalb einer Operation richtet und verschraubt.

    Je nach Schweregrad der psychischen Störung wird mit einem Facharzt oder einer Fachärztin besprochen, ob eine stationäre, teilstationäre oder ambulante Behandlung. In der kognitiven Verhaltenstherapie werden Betroffene dabei unterstützt, sich selbst zu helfen. Sie basiert auf der Annahme, dass Verhalten und die dahinter liegenden Gedanken, Gefühle und körperlichen Reaktionen zusammenhängen und größtenteils erlernt sind. Daher können Menschen belastende Denk- und Verhaltensmuster auch wieder “verlernen” und durch neue, hilfreiche Muster ersetzen. Anhand von konkreten Problemsituationen, in denen Betroffene gerne anders reagiert oder sich anders gefühlt hätten, wird erarbeitet, warum sie sich so verhalten. Außerdem werden die Lebensgeschichte und die aktuellen Lebensumstände mit einbezogen. Anschließend werden Lösungsstrategien erarbeitet und innerhalb von Übungen ausprobiert. Betroffene Personen prüfen dann, ob dies im Alltag hilfreich war und bringen diese Erfahrungen wieder mit in die Therapie ein. Dabei arbeiten Therapeut:innen und Betroffene auf Augenhöhe zusammen. Außerdem gehören die Psychoedukation – also die Information über die psychische Störung und ihrer Behandlung – aber auch die Auseinandersetzung mit angstauslösenden Situationen zur kognitiven Verhaltenstherapie. Dieses Verfahren kann bei verschiedenen psychischen Störungen eingesetzt werden, z. B. bei Angststörungen, Depressionen, Essstörungen, Suchterkrankungen und Zwangsstörungen. Die kognitive Verhaltenstherapie findet in der Regel ein bis zweimal die Woche statt und kann bis zu 80 Sitzungen umfassen.

    Bei der psychoanalytischen Therapie oder der Psychoanalyse steht hingegen das sogenannte “Unbewusste” im Mittelpunkt. Psychoanalytiker gehen davon aus, dass unbewusste Erlebnisse und Konflikte aus der frühen Kindheit psychische Störungen mit verursachen und aufrechterhalten. Sie bestimmen das Bild, welches eine Person von sich und anderen hat, sowie ihre Beziehungen, Gefühle, Gedanken und Handlungen. Psychoanalytiker:innen unterstützen Betroffene dabei, die unbewussten Konflikte und deren Auswirkungen auf die Gegenwart zu erkennen und zu bearbeiten. Der oder die Betroffene liegt dabei und hat keinen Blickkontakt mit dem Therapeuten oder der Therapeutin. So wird die Konzentration auf sich selbst vereinfacht. Dieses Verfahren findet in der Regel als Langzeittherapie (zwischen 160 und 300 Therapiestunden) mit mehreren Sitzungen pro Woche statt. 2

    Die tiefenpsychologisch fundierte Psychotherapie entstand aus der Psychoanalyse, ist jedoch kürzer und zielt auf aktuell bestehende psychische Konflikte ab. Es werden frühere Erlebnisse und Verhaltensmuster besprochen, um als Betroffene:r aktuelle Probleme zu verstehen. Darüber hinaus sollen durch die Behandlung unbewusste, aber vorhandene Fähigkeiten aktiviert werden. Ziel der Behandlung ist es, die zugrundeliegenden unbewussten Konflikte und Motive der aktuellen Symptome zu erkennen und sich damit auseinanderzusetzen. Daraufhin werden Betroffene dabei unterstützt, Zusammenhänge und Ursachen zu entdecken, um das aktuelle Erleben und Verhalten zu verändern. Bei dieser Therapieform sitzen sich Therapeut:in und Betroffene:r gegenüber. Die tiefenpsychologisch fundierte Therapie findet meist einmal wöchentlich statt und ist mit maximal 100 Therapiestunden kürzer als eine Psychoanalyse.

    Die systemische Therapie bezieht bei der Betrachtung einer psychischen Störung die Beziehungen von Betroffenen mit den wichtigsten Bezugspersonen mit ein. Eine psychische Störung einer betroffenen Person, aber auch deren Stärken, werden im gesamtem System – also in der Familie oder dem weiteren Umfeld – gesehen. Als spezielle Form soll in der systemischen Familientherapie die Eigenständigkeit und der Selbstwert jedes einzelnen Familienmitglieds gestärkt, die Verständigung und der Austausch zwischen den Familienmitgliedern verbessert und schädigende Beziehungsmuster erkannt und verändert werden. Diese Behandlung kann sowohl als Gruppen- aber auch als Einzeltherapie stattfinden. 3

    Außerdem gibt es Verfahren die speziell für die Verarbeitung eines Traumas geeignet sind. Eines der bekanntesten ist das EMDR, was für “Eye Movement Desensitization and Reprocessing” steht. Ins Deutsche übersetzt spricht man von Desensibilisierung und Wiederaufarbeitung durch Augenbewegungen. Dies beschreibt schon den Hintergrund des Verfahrens. Nach dem Beziehungsaufbau bittet der oder die Therapeut:in die betroffene Person kurzzeitig mit der belastenden Erinnerung in Kontakt zu gehen, während gleichzeitig rhythmische Augenbewegungen, Töne oder kurze Berührung des Handrückens durchgeführt werden. Nach derzeitigen Kenntnisstand vereinfacht und verkürzt dies die Verarbeitung des Erlebten. Nach Abschluss einer erfolgreichen EMDR-Therapie werden vorher belastende Erinnerungen als weniger problematisch erlebt – auch die damit einhergehenden körperlichen Symptome klingen damit ab. 4

    Daneben gibt es noch andere effektive Behandlungsverfahren, die von den gesetzlichen Krankenversicherungen ambulant nicht übernommen werden. Diese werden in kommenden Artikeln besprochen und vorgestellt. Welches psychotherapeutische Verfahren zu einer betroffenen Person passt, ist ganz individuell. Manchmal ist es nicht so einfach, auf Anhieb die richtige Behandlung zu finden. Lass dich von Beratungsstellen oder Psychiater:innen beraten und informiere dich gut über alle Möglichkeiten.

     

     

    1. https://www.psychotherapiesuche.de/pid/therapie[]
    2. https://www.kbv.de/media/PTV10_web.pdf[][]
    3. https://www.psychenet.de/de/psychische-gesundheit/themen/basiswissen.html[]
    4. https://www.emdr.de/ueber-emdr[]