Dies ist ein zweiteiliger Artikel. Hier findest du den Link zu Teil 1: Körperliche Erkrankungen als Folge belastender Kindheitserfahrungen (Link zu Körperliche Erkrankungen als Folge belastender Kindheitserfahrungen – Teil 1).   

    Auch Missbrauchserfahrungen können dazu führen, dass Betroffene später häufig wechselnde Sexualpartner:innen haben und dabei ein riskantes Sexualverhalten zeigen. Menschen die riskantes Sexualverhalten mit häufig wechselnden Partner:innen praktizieren oder illegale Drogen konsumieren, haben ein stark erhöhtes Risiko an Hepatitis B oder C zu erkranken. Eine chronisch verlaufende Hepatitis-C-Infektion und Alkoholmissbrauch sind die führenden Ursachen für verschiedene Lebererkrankungen, wie die sogenannte Leberzirrhose oder Krebs. Auch hier zeigen Studien, dass die steigende Dosis belastender Kindheitserfahrungen das Risiko für chronische Lebererkrankungen ansteigen lässt. 1 Da belastende Kindheitserfahrung riskante und ungesunde Verhaltensweisen befördern, wirken sie sich damit auch indirekt auf körperliche Erkrankungen aus, die darauf folgen können. 

    Eine amerikanische Untersuchung fand heraus, dass es einen Zusammenhang zwischen der Anzahl und Ausprägung belastender Kindheitserfahrungen und Teenager-Schwangerschaften gibt. Je mehr belastende Kindheitserfahrungen ein Mädchen machen musste, desto häufiger traten Schwangerschaften vor dem zwanzigsten Lebensjahr auf. Im Gegensatz zu “normalen” Teenager-Schwangerschaften, steigt dabei jedoch auch die Wahrscheinlichkeit einer Fehlgeburt. 2 

    Darüber hinaus gibt es Hinweise darauf, dass frühkindlicher toxischer Stress sich direkt auf den Körper und nicht zuletzt auf das Herz auswirkt. So ist das Risiko an der sogenannten koronaren Herzkrankheit zu erkranken deutlich erhöht. Eine Folge kann dann ein Herzinfarkt oder Schlaganfall sein. 3  

    Auch neuere Untersuchungen bestätigen, dass die Wahrscheinlichkeit für Übergewicht und chronische Alterskrankheiten wie Diabetes, Bluthochdruck, chronische Lungenerkrankungen, Herzinfarkte und Schlaganfälle höher ist, je mehr Arten von Misshandlung ein Kind erleben muss. Auch die Intensität der Misshandlung könnte laut verschiedener Studien in der Entwicklung von körperlichen Erkrankungen eine Rolle spielen.  4 

    Zusammenfassend kann man sagen, dass je stärker belastende Kindheitserfahrungen ausgeprägt waren, desto höher ist das Risiko für ungesunde und riskante Verhaltensweisen wie Rauchen, Alkohol- und Drogenkonsum, Bewegungsmangel, extremes Essverhalten und häufig wechselnde sexuelle Partner:innen. Darüber hinaus gibt es eine sogenannte strenge Dosis-Wirkungs-Beziehung zwischen den belastenden Kindheitserfahrungen und wesentlicher krankheitsbedingter Todesursachen, wie koronare Herzerkrankungen, Krebs und chronische Lungen- oder Lebererkrankungen. 5  6  

    Jedoch ist auch hier abschließend zu betonen, dass nur weil die Wahrscheinlichkeit für körperliche Erkrankungen erhöht ist, diese nicht auftreten müssen. Vor allem empfehlen wir dir hier möglichst gesund zu leben. Dazu gehört eine ausgewogene Ernährung, ausreichend Bewegung aber auch mentale Entspannung. Darüber hinaus bieten Therapie und Beratungen eine gute Möglichkeit die Vergangenheit aufzuarbeiten und bei körperlichen Beschwerden Abhilfe zu schaffen.  

     

     

     

    1. Hughes, K., Bellis, M. A., Hardcastle, K. A., Sethi, D., Butchart, A., Mikton, C., Jones, L., & Dunne, M. P. (2017). The effect of multiple adverse childhood experiences on health: a systematic review and meta-analysis. The Lancet. Public health, 2(8), e356–e366. https://doi.org/10.1016/S2468-2667(17)30118-4 []
    2. Hillis, S. D.; Anda, R. F.; Dube, S. R.; Felitti, V. J.; Marchbanks, P. A. & Marks; J. S. (2004). The association between adverse childhood experiences and adolescent pregnancy, long-term psychosocial consequences, and fetal death. Pediatrics, 113(2), 320–327. https://doi.org/10.1542/peds.113.2.320[]
    3. Schickedanz, H. & Plassmann, R. (2019). Belastende Kindheitserfahrungen und körperliche Erkrankungen. In G. H. Seidler, H. J. Freyberger, H. Glaesmer & S. B. Gahleitner (Hrsg.), Handbuch der Psychotraumatologie. 3., vollständig überarbeitete und erweiterte Auflage (3rd ed., S. 532–547). Stuttgart: Klett-Cotta.[]
    4. Clemens, V., Huber-Lang, M., Plener, P. L., Brähler, E., Brown, R. C. & Fegert, J. M. (2018). Association of child maltreatment subtypes and long-term physical health in a German representative sample. European Journal of Psychotraumatology, 9(1), 1510278. https://doi.org/10.1080/20008198.2018.1510278[]
    5. Hughes, K., Bellis, M. A., Hardcastle, K. A., Sethi, D., Butchart, A., Mikton, C., Jones, L., & Dunne, M. P. (2017). The effect of multiple adverse childhood experiences on health: a systematic review and meta-analysis. The Lancet. Public health, 2(8), e356–e366. https://doi.org/10.1016/S2468-2667(17)30118-4 []
    6. Felitti, V. J., Anda, R. F., Nordenberg, D., Williamson, D. F., Spitz, A. M., Edwards, V. et al. (1998). Relationship of Childhood Abuse and Household Dysfunction to Many of the Leading Causes of Death in Adults. American Journal of Preventive Medicine, 14(4), 245–258. https://doi.org/10.1016/S0749-3797(98)00017-8[]