Dies ist ein zweiteiliger Artikel. Hier findest du den Link zu Teil 2: Scheidung oder Trennung der Eltern: Mögliche Folgen. 

    Wenn du in deiner Kindheit oder Jugend die Scheidung oder die Trennung deiner Eltern miterlebt hast, hat dich das wahrscheinlich sehr belastet. Wie häufig Scheidungen sind, wie viele Kinder dies betrifft und welche Bedeutung diese Erfahrung für die Entwicklung der Kinder haben kann, erfährst du in diesem zweiteiligen Artikel.  

    Familienstrukturen haben sich im Laufe der letzten Jahrhunderte stark verändert. So sind Paarbeziehungen und Ehen einerseits vielfältiger, aber andererseits auch instabiler geworden. Allein im Jahr 2020 gab es in Deutschland über 140.000 Ehescheidungen und ca. 373.000 Eheschließungen. Das bedeutet, dass auf drei Eheschließungen mindestens eine Scheidung kam. 1 In den Jahren zuvor gab es sogar noch mehr Scheidungen und damit auch noch mehr Betroffene. Darüber hinaus ist unbekannt, wie viele minderjährige Kinder, deren Eltern unverheiratet sind, die Trennung ihrer Eltern erleben. Damit werden noch weitaus mehr Kinder betroffen sein, als es diese Zahlen vermuten lassen. 2

    Eine Scheidung oder die Trennung einer Partnerschaft ist meist ein langwieriger Prozess, der in unterschiedlichem Ausmaß mit Belastungen verbunden sein kann. 3 Bei einer Scheidung spielen verschiedene Aspekte eine Rolle. Neben der psychischen Belastung sind auch rechtliche, finanzielle und soziale Auswirkungen zu nennen. 4 

    Eine Scheidung stellt für alle Beteiligten eine einschneidende Erfahrung dar. Die meisten Erwachsenen und Kinder erleben während des Übergangs durch die Scheidung eine Phase starken Stresses, der sich ganz unterschiedlich auswirken kann. 5 Selbst bei einer einvernehmlichen Beendigung einer Beziehung gibt es viele Entscheidungen die getroffen und Formalitäten, die geregelt werden müssen. Wenn aus einer Beziehung gemeinsame Kinder hervorgegangen sind, bedeutet eine Trennung zwar das Ende der Partnerschaft, jedoch nicht das Ende der Elternschaft. 2 Damit entstehen Fragen zum Sorgerecht und zur Unterhaltszahlung, zum Wohnort des Kindes, mögliche Umzüge und der Gestaltung der Erziehung. 

     

     

    1. Statista. (2022). Scheidungsquote in Deutschland von 1960 bis 2020. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/76211/umfrage/scheidungsquote-von-1960-bis-2008/)) Man kann also davon sprechen, dass Ehescheidungen keine Seltenheit sind und viele Menschen betreffen – oder zukünftig betreffen werden. Von den Ehepaaren, die sich 2020 scheiden ließen, hatten etwa die Hälfte mindestens ein minderjähriges Kind. Insgesamt sind somit allein im Jahr 2020 fast 120.000 Kinder und Jugendliche von der Scheidung ihrer Eltern betroffen. ((Statistisches Bundesamt. (2020). Ehescheidungen und betroffene minderjährige Kinder. https://www.destatis.de/DE/Themen/Gesellschaft-Umwelt/Bevoelkerung/Eheschliessungen-Ehescheidungen-Lebenspartnerschaften/Tabellen/ehescheidungen-kinder.html#fussnote-1-115750[]
    2. Geisler, E., Köppen, K., Kreyenfeld, M., Trappe, H., & Pollmann-Schult, M. (2018). Familien nach Trennung und Scheidung in Deutschland.[][]
    3. Walper, S., Amberg, S., & Langmeyer, A. N. (2020). Familien mit getrennten Eltern. Handbuch Familie: Gesellschaft, Familienbeziehungen und differentielle Felder, 1-19.[]
    4. Blank, A., Kattenbusch, K., & Zentner, A. Kinder von Trennungs- und Scheidungseltern. SSP-FL, 60.[]
    5. Lebow, J. L. (2019). Divorce today. American Psychological Association.[]