In der Kategorie “Ganz direkt” spricht dich unsere Sozialpädagogin und Coach Simone persönlich an. Hierbei möchte sie nicht in erster Linie Wissen vermitteln und Fakten darstellen, sondern dich zum Nachdenken anregen. Sie stützt sich hierbei auf ihre Praxiserfahrung. 

    Therapeut:innen sind Menschen…und keine Übermenschen. Sie haben ihre eigenen Probleme, Stärken und Schwächen – genau wie du. Auch sie tun sich nicht immer leicht in Beziehungen, haben Schwierigkeiten mit ihren Eltern oder Ärger mit Freunden. Es gibt also grundsätzlich keinen Unterschied zwischen dir und den Therapeut:innen. Sie leiden genauso unter bestimmten Ängsten, haben irgendwelche Laster, Schwächen oder Lebenskrisen. Gerade deshalb, weil es keinen grundlegenden Unterschied gibt, können sie dich bei deinen Problemen unterstützen. Wenn sie darüber stehen würden, dann würden sie dich nicht verstehen und könnten dir nicht helfen. Jetzt denkst du vielleicht: Was ist dann der Witz an der Sache, überhaupt in Therapie zu gehen? Der Witz ist, dass es nicht darum geht, dass Probleme aus deinem Leben völlig verschwinden. Es geht vielmehr darum, dass du dich und deine Probleme besser kennenlernst und so besser mit ihnen klarkommst. Es geht darum, dass du gut mit ihnen leben kannst, dass sie dir nicht jede kleine Freude im Alltag verderben und dass du auch in Beziehungen glücklich sein kannst, obwohl du bestimmte Schwierigkeiten mit dir selbst hast.  

    Aber es ist wie in jeder anderen Beziehung auch: die Chemie zwischen dir und deiner Therapeutin oder deinem Therapeuten sollte stimmen. Du solltest ein gutes Bauchgefühl dabei haben. Schließlich willst du ja Dinge mit ihm oder ihr besprechen, die sehr intim oder dir unangenehm sind. Ein:e Therapeut:in sollte dir wirklich gut zuhören können. Er oder sie sollte dir das Gefühl geben, ein wertvoller Mensch zu sein – auch, wenn du das selbst noch nicht sehen kannst. Du solltest in der Therapie immer das Gefühl haben, dass du nichts tun oder sagen musst, was du nicht willst. Es geht ja schließlich um deine Ziele, deine Bedürfnisse, dein Leben. Du behältst also die volle Verantwortung für dich. Wenn du redest, dann redest du. Und wenn du schweigst, dann schweigst du. Es geht schließlich nicht wie in der Schule darum, gute Noten zu kriegen. Es geht nicht um Leistung, oftmals gibt es kein “richtig” und “falsch”. Du solltest in einer Therapie das Gefühl entwickeln, dass du ok bist, wie du bist, was auch immer deine Gedanken und Gefühle sind. Bedingungslose Wertschätzung nennt man das. Jede:r gute Therapeut:in hat sie. Das ist quasi das, was du in einer Therapie meist als erstes mitnehmen kannst: Ich bin liebenswert, so wie ich bin.  

    Dein:e Therapeut:in sollte sich auch nicht hinter ihrer oder seiner professionellen Rolle verstecken, sondern sich dir gegenüber offen zeigen. Das heißt nicht, dass er oder sie sich ständig mit den eigenen Gefühlen und Gedanken offenbaren sollte, sondern, wenn etwas nicht stimmt oder stört, dies offen anspricht. Professionelle Distanz ist gut, aber wenn das Klima zu stark distanziert ist, wirst du kein richtiges Vertrauen in die Beziehung zur Therapeutin oder zum Therapeuten entwickeln können. Das ist aber ein wichtiger Teil der Therapie: Vertrauen aufbauen zu können. 

    Ich hoffe, mit diesem Artikel konnte ich dir einige deiner Bedenken nehmen, die du vielleicht  bisher gegenüber Therapie im Allgemeinen und Therapeut:innen im Besonderen hattest. Letztlich bestimmst du selbst, wie deine Therapie verlaufen soll, was dein konkretes Anliegen ist und was deine weiteren Ziele sind. Ein:e Therapeut:in ist dazu da, dich dabei zu unterstützen, genau diese Ziele zu erreichen. Oder sogar noch mehr.