Dies ist der dritte Teil eines dreiteiligen Artikels. Hier findest du den Link zu Teil 1: Psychische Störungen in der Familie und hier den Link zu Teil 2: Psychische Störung in der Familie als Tabu-Thema.

    Es wurde nachgewiesen, dass die Lebensqualität bei Kindern psychisch kranker Eltern meistens geringer ist als bei solchen mit gesunden Eltern. 1 Darüber hinaus besteht für Kinder, die diese Erfahrung machten, ein deutlich erhöhtes Risiko, selbst eine psychische Störung zu entwickeln. Ob ein Kind eine psychische Störung entwickelt oder nicht, hängt zum großen Teil von seinen Risiko- und Schutzfaktoren ab. Wenn Kinder schon in einem sehr jungen Alter eine psychische Störung des Elternteils miterleben, ist dies ein besonders starker Risikofaktor, da der Beziehungsaufbau zwischen Elternteil und Kind dadurch behindert wird. Dies kann bei den Kindern zu Bindungsstörungen führen. 2 Es besteht auch eine höhere Wahrscheinlichkeit für die Entwicklung von sogenannten psychosomatischen Beschwerden, also körperliche Beschwerden, die sich nicht durch eine körperliche Ursache erklären lassen. 3 Je schwerer die psychische Störung des Elternteils verläuft und je häufiger und länger sie auftritt, desto wahrscheinlicher ist eine psychische Störung des Kindes. 4 Außerdem gibt es Hinweise darauf, dass Kinder von Eltern mit mehr als einer Störung, Persönlichkeitsstörungen oder Suchterkrankungen ein besonders hohes Risiko für psychische Auffälligkeiten haben. 5 Darüber hinaus erhöhen schwere psychische Störungen bei Eltern das Risiko für emotionale oder körperliche Vernachlässigung, Misshandlung oder sexuellen Missbrauch der Kinder. Dies ist ein entscheidender Aspekt, denn je mehr belastende Erfahrungen ein Kind gemacht hat, desto wahrscheinlicher sind Langzeitfolgen im Erwachsenenalter.6 Daneben gibt es erblich bedingte Risikofaktoren, welche die Entstehung einer psychischen Störung beeinflussen. Trotzdem ist es wichtig zu wissen, dass nicht jedes Kind, das in einer solchen Situation aufwächst, eine psychische Störung bekommt.  

    Abschließend ist zu betonen, dass jede psychische Störung unterschiedlich ist und dass es viele Behandlungsmöglichkeiten gibt. Jedes Kind geht anders damit um, bei einem Elternteil mit einer psychischen Störung aufzuwachsen. Daher kommt es unter anderem auf die Resilienz des Kindes an. Manche entwickeln Folgestörungen, andere wiederum entwickeln sich ganz normal. Aber auch im Erwachsenenalter ist es nicht zu spät, Resilienz aufzubauen. 

    1. Wiegand-Grefe, S., Halverscheid, S., Petermann, F., & Plass, A. (2011). Psychopathology and quality of life in children of mentally ill parents. Mental Illness: Evaluation, Treatments and Implications; L’Abate, L., Ed, 21-34.[]
    2. Jungbauer, J., Heitmann, K., Westphal, A., & Vock, M. (2018). Erwachsene Kinder psychisch erkrankter Eltern: Ergebnisse einer explorativen Fragebogenstudie: Adult children of parents with mental illnesses: Results from an exploratory survey. Journal of Family Research, 30(2), p. 216–229. https://doi.org/10.3224/zff.v30i2.05[]
    3. Plass, A., & Wiegand-Grefe, S. (2012). Kinder psychisch kranker Eltern. Beltz.[]
    4. Lenz, A., & Wiegand-Grefe, S. (2017). Kinder psychisch kranker Eltern. Hogrefe Verlag.[]
    5. Plass, A., & Wiegand-Grefe, S. (2012). Kinder psychisch kranker Eltern. Beltz.[]
    6. Clemens, V., Berthold, O., Fegert, J. M., & Kölch, M. (2018). Kinder psychisch erkrankter Eltern. Der Nervenarzt, 89(11), 1262-1270.; Schickedanz, H., & Plassmann, R. (2015). Belastende Kindheitserfahrungen und körperliche Erkrankungen. Handbuch der Psychotraumatologie, 2, 455-469.[]